Woran arbeite ich?

Performatives Wirklichkeitsverständnis

Kaum habe ich die Uni betreten schallte es aus alle Ecken Judith Buttler, Karen Barad und die Frage des Sozialkonstruktivismus. Eine Welt erbaut sich aus der Performance, aus dem ständigen Wiederholen bestimmter Verhaltensweisen, lässt sich aber auch bisherige Weltwirklicheit durch Performativität    aus den Angeln heben. Ich habe mich für die Lektüre von Karen Barad entschieden und ihren Neomaterialismus, statt für Judith Buttler, weil sie der weitergehende Vorschlag ist und den von mir und uns schon lange in Frage gestellten Anthropozentrismus und das Wissenschaftsverständnis aufs Korn nimmt und unsere Subjekt-Objekt Verständnis in ihrem Entwurf aufhebt. Auf einmal bekommt Natur, wie in unserer Bibel wieder eine Stimme. Ich erhoffe mir auf dieser Spur einen neuen Zugang zur Bibel und ihrem Mitweltverständnis, ein ganzheitlicheres Bild, das nicht auf Widerspruchsfreiheit einer objektivierten Welt basiert. Ehe ich für heute diesen Pfad wieder verlasse, möchte ich noch das schöne von Karen Barad verwendete Wort intraagieren mit meinen imaginierten Lesern teilen. Intraagieren steht für den untrennbaren Zusammenhang von allem mit allem. Intraagieren steht damit als Gegensatz zu interagieren.Beim Interagieren denkt man sich unabhängige Entitäten, die sich gegenseitig beobachten oder aufeinander Einfluss nehmen und auch ohne den je anderen so existent sein könnten. Hinter dem Wort intraagieren steckt die gute Vorstellung der Zusammengehörigkeit der Welt, die sich im fortlaufenden Prozess der Unterscheidungen, Cuts, Schnitte erst je formt. Agieren tun immer alle Seiten, auch die Materie. Karen Barad ist der Mitwelt und Albert Schweizers Wort: "Ich bin Leben das leben will inmitten von Leben das leben will" und dem Jubel der Wälder in der Bibel, irgendwie näher, als wir das bisher ausdrücken können. Die Welt ist ständig im Werden und niemand kann sich aus der Welt herausmogeln, auch nicht durch den Versuch absoluter, objektivierter Wissenschaft.Wissenschaft ist möglich, aber nur als Intraagieren, als Handeln innerhalb es Beziehungsgeflechtes des Forschenden und seiner Mitwelt. Aussagen sind nie absolut, sondern immer nur als gesamtes Phänomen von Forscher und Erfroschtem zu dieser Zeit gültig. Der Naturwissenschaftler kann sich auch nicht herausnehmen aus seinen Forschungen, genausowenig wie wir uns als Geisteswissenschaftler von unserem Denkgegenstand vollständig lösen können. Soweit mein Kauderwelsch für heute.           .  .